Generationen

Babyboomer, Millennials, Generation X, Y, Z und Alpha – wofür stehen diese Überordnungen eigentlich und was können wir von jeder einzelnen Altersgruppe lernen?

Jung gegen Alt – dieser Konflikt besteht vermutlich seit Menschengedenken. Darauf weist auch folgendes Zitat mit unbekanntem Autor hin – infrage kommen sowohl Sokrates (470–399 v. Chr.) als auch Kenneth John Freeman (1907): „Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süssspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“ Dass Kinder gegen die Werte und Vorstellungen ihrer Eltern und Grosseltern aufbegehren, gehört also seit jeher zum Erwachsenwerden. Doch dass ganze Gruppen Gleichaltriger unter einem Generationsbegriff zusammengefasst und mit bestimmten Attributen belegt werden, ist ein relativ neues Phänomen des 20. Jahrhunderts.

Beauty-ABC

Die Anfänge

Eine Generation zeichnet sich laut dem Soziologen Karl Mannheim (1893–1947) durch gemeinsame Merkmale aus, die auf wirtschaftliche, kulturelle, soziale und ökologische Umstände zurückgehen, und umfasst einen Zeitraum von etwa 25 bis 30 Jahren – also von der Geburt eines Elternteils bis zur Geburt des Kindes. Je nach Fortschritt oder anderen äusseren Bedingungen kann die Zeitspanne aber auch wesentlich länger oder kürzer ausfallen. So wurde die Generation Silent mit den Geburtsjahrgängen 1928 bis 1945 vor allem durch den Zweiten Weltkrieg geprägt. Ein hohes Potenzial an Unsicherheiten und Entbehrungen erschuf diese „stille Generation“, denn es war äusserst gefährlich, eigene Gedanken offen auszusprechen oder gar zu proklamieren. Aber es gibt noch weitere Attribute, die Mitgliedern dieser Altersgruppe zugesprochen werden: systemkonformes Arbeiten, geringe Risikobereitschaft, Sparsamkeit, Disziplin, Fleiss, Werteorientiertheit und Loyalität. Es gibt klare Verhaltensregeln, der Respekt vor Autoritäten ist obligatorisch. Andererseits entsteht in dieser Zeit nach den Kriegen auch eine sehr aktive Hands-on-Mentalität – allem Elend zum Trotz hat man gelernt, das Beste aus seiner Situation herauszuholen.

baby boomer

Individualität zeichnet vor allem die Babyboomer aus.

Was ist das?

Eine Generation ist eine Gruppe von Menschen, die in etwa gleich alt sind und deshalb die gleichen historischen und kulturellen Erfahrungen teilen. 

Wie viele?

Inzwischen werden sechs verschiedene Generationen unterschieden. Sie sind nach Jahrgängen, ausgehend von 1928 bis 2025, gestaffelt. 

Wie lange?

Eine Generation umfasst meist in etwa einen Zeitraum von 25 bis 30 Jahren – also von der Geburt eines Elternteils bis zur Geburt des eigenen Kindes.

Aufbruchstimmung

Ganz anders wächst die Folgegeneration auf: Unter dem Begriff „Babyboomer“ fasst man die Jahrgänge 1946 bis 1964 zusammen. Als Namensgeber fungieren die enorm steigenden Geburtenraten nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Nachkriegsgeneration lernte während der Wirtschaftswunderjahre die Vorzüge von Luxusgütern wie Autos und Kühlschränken kennen. Sie ist vor allem durch Wachstum und sich schnell verbessernde Lebensumstände gekennzeichnet. In ihre Zeit fallen die Frauen-, die Friedens- und die Umweltbewegung, wirtschaftlich sind nur wenige Krisen (Ölkrise) zu bewältigen. Die Boomer sind die Ersten, die ohne gegenwärtigen Krieg aufwachsen und die man deshalb auch als „glückliche Generation“ bezeichnet. Ihre Attribute: konservativ, misstrauisch gegenüber Neuerungen, arbeitsam und zielorientiert, selbstständig und selbstbewusst, tatkräftig und einfallsreich. Die Schlagworte „Konkurrenzverhalten“, „Aufmerksamkeit“ und „Individualität“ spielen eine grosse Rolle. Heute zählen die Babyboomer mit einem Alter von 60 bis 75 Jahren zu den sogenannten Best Agern, die im Durchschnitt einen relativ hohen Wohlstand geniessen. 

generation y

Freizeit und Familie – für Millennials immer wichtiger.

Von wem?

Der Generationsbegriff wurde Ende der 1920er-Jahre vom Soziologen Karl Mannheim mit seinem Aufsatz „Das Problem der Generationen“ geprägt.  

Echt jetzt?

In der Wissenschaft ist der Begriff „Generation“ umstritten: zu ungenau, zu unbrauchbar. Die Unterschiede zwischen den Generationen seien minimal.

Wofür?

Der Generationenbegriff dient zur Identifikation mit Gleichaltrigen und steigert den Selbstwert. Ältere Menschen werden zum Beispiel lieber als Babyboomer bezeichnet.

Alternative Entwürfe

Das X hinter der folgenden Generation steht für die Jahrgänge 1965 bis 1979. Diese Altersgruppe führt momentan die Arbeitswelt an: Über 80 Prozent der Management-Positionen werden durch X-ler bekleidet. Jedoch vollzieht sich irgendwo zwischen den 1980er- und 1990er-Jahren im Wertebewusstsein der Menschen eine bedeutende Wendung: Den Grundsatz „Wir leben, um zu arbeiten“, der noch die Boomer-Generation kennzeichnete, dreht die Generation X um: Sie arbeitet, um zu leben und um sich etwas leisten zu können. Primäres Ziel: materiell gut abgesichert zu sein, also ein sicherer, lukrativer Job. Dazu passen auch die beschreibenden Attribute dieser Altersgruppe: eigenständig und unabhängig, einfallsreich, logisch, rational und lösungsorientiert. Individualismus ist wichtig, Sinnsuche und kritisches Hinterfragen erwünscht, das Schlagwort „Work-Life-Balance“ spielt erstmals eine Rolle. Die Generation X ist auch die erste Generation, die in die Welt der zunehmenden Digitalisierung hineinwächst und sich darauf einstellen muss, was ein hohes Mass an Flexibilität und Lernbereitschaft erfordert.

Das fällt der kommenden Generation schon leichter: Die sogenannten Millen­nials der Generation Y werden mit Geburtsjahrgängen zwischen 1981 und 1995 kurz vor der Jahrtausendwende geboren und wachsen oft schon mit einem PC im Haushalt auf. Gleichzeitig sind sie die Letzten, die in ihrer Kindheit noch eine analoge Welt ohne Smartphones & Co. kennenlernen. Y wird englisch wie why („warum“) ausgesprochen – eine Anspielung auf die Neigung der Altersgruppe, alles kritisch zu hinterfragen. Viele Ypsiloner verfügen über einen akademischen Hintergrund und ein hohes Bildungsniveau. Als Digital Natives sind sie sehr technik- und internetaffin. Ihre Neugier und ihr hinterfragender Charakter stellen Hierarchien infrage und streben nach Selbstbestimmung. Lebensziel: Eigenständigkeit, Mobilität, Flexibilität und eine ausgeglichene Work-Life-Balance.

vernetzung

Die Website intergeneration.ch fördert den Austausch zwischen den verschiedenen Generationen etwa durch Vorstellung intergenerationeller Projekte.

generation z

Digitalisierung, Work-Life-Balance, Umweltschutz, politische Weltlage – nur einige Schlagworte, die unterschiedliche Generationen geprägt haben.

Aktuelle Lage

Die Gen Z mit Geburtsjahrgängen zwischen 1996 und 2010 vertieft das individuelle Mindset der Millennials: Sie wächst vollständig im digitalen Zeitalter auf: Smartphone, soziale Netzwerke, WhatsApp und YouTube sind fester Bestandteil des Alltags und verschmelzen mit dem realen Leben. Das Wohlstandsniveau der Eltern und eine meist sanfte, rücksichtsvolle Erziehung haben zu einem hohen Selbstbewusstsein und dem Wunsch geführt, sich frei und ohne Hierarchien entfalten zu können. Die „Zoomer“ sind stark freizeitorientiert und priorisieren eine klare Trennung von Arbeits- und Privatleben mit festen, gerne limitierten Arbeitszeiten. Zudem legen sie grossen Wert auf Sicherheit und Förderung, Diversität und Umweltschutz, Freiheit und Selbstverwirklichung. Bleibt abzuschätzen, was die vorerst aktuellste Generation wohl spezialisieren wird. So viel ist klar: Schon im frühen Kindesalter kommt die Altersgruppe der heute 0- bis 13-Jährigen – Generation Alpha genannt – mit Smartphones und Tablets in Kontakt und weiss sie zu nutzen. Ihre Denk- und Lebensweise ist dadurch noch um ein Vielfaches mehr geprägt als die der bisherigen Digital Natives. Bereits Minderjährige können als YouTuber oder Influencer Weltruhm erlangen und Millionen verdienen. Der richtige oder falsche Umgang mit der digitalen Welt (Stichwort: Suchtgefahr), die politische Instabilität, der demografische Wandel sowie die Auswirkungen der Coronakrise werden diese junge Generation stark beeinflussen. Bleibt zu hoffen, dass die „Alphas“ lernen, mit dem Fortschritt kritisch, sinnvoll und vorteilhaft umzugehen.

„OK Boomer“

Dieser Ausdruck ging im Oktober 2019 weltweit viral. Er bezieht sich auf die Babyboomer-Generation und ist die Antwort der Jugend auf konservative und veränderungsunwillige Meinungen – ob es sich um technologischen Fortschritt, den Klimawandel oder andere aktuelle Themen handelt.

generation alpha

Wo noch?

Unternehmen reagieren bereits auf den Genera-tionswandel: Sie professionalisieren ihr Employer Branding, Personalmarketing und Recruiting.

Wohin?

Auch der Name der „Generation Future“ steht schon fest: Alle 2025 bis 2045 Geborenen werden zur Generation Beta zählen.